Will mal meine Eindrücke zum Paris-Konzert loswerden...
Wir saßen am Samstag morgen so um 9:30 Uhr herum am Frühstückstisch und hatten eigentlich fest den Besuch meiner Mutti über's Pfingstwochenende eingeplant. Ich erwähnte eigentlich nur am Rande, das abends OMD in Paris auftreten würden und wie man meine Freundin nunmal so ist (was ich wirklich toll an ihr finde) fragte sie nur: "Und warum gehen wir nicht hin?". Da hatte ich natürlich sofort Blut geleckt
Innerhalb von 2 Stunden hatten wir die Tickets übers Internet ausgedruckt und ein passendes Hotel mit Tiefgarage in der Nähe gefunden, online gebucht und um 12:30 Uhr saßen wir im Auto auf dem Weg nach Paris (wollten erst mit dem ICE fahren, aber der war ausgebucht und hätte uns auch 300 € gekostet...).
Die Fahrt von Saarbrücken aus nach Paris dauert gerade mal 4 Stunden, auf der wunderbaren A4, auf der man eh nur 130 fahren darf und man somit ganz gelassen den Tempomat einschalten kann und für ca. 3 1/2 Stunden super entspannt durch ausschließlich Feld und Wiesen tuckeln kann. Ca. eine 1/2 Autostunde vor Paris erst wird der Verkehr dann dichter und plötzlich befindet man sich schon mitten im Moloch der Millionenstadt. Nachdem wir uns dann durch einen etwas unübersichtlichen "Markt" mit ausschließlich dunkelhäutigen "Händlern" und "Kundschaft" afrikanisch- arabischer Abstammung hindurchbugsiert hatten (neben den angebotenen "gebrauchten" Reisekoffern fand man dann am "Stand" nebenan auch praktischerweise gleich den offensichtlich ursprünglich dazugehörigen Inhalt dazu...) parkten wir für 25 €-Tagespreis bequem in der bewachten Hotel-Tiefgarage, was mir aber der Spaß wert war, denn in Paris findet man kaum ein parkendes Auto ohne Schäden an Front und Heck. Zum Ein/Ausparken wird hier der Vorder/Hintermann einfach mit dem Auto weggeschoben, deshalb sollte man tunlichst keinen Gang einlegen und schon gar nicht die Handbremse beim Parken anziehen
Nach dem Einchecken sind wir dann zu Fuß zum 3,5 km entfernten Le Trianon gelatscht (Metro fahren ist doch nur was für Weicheier
) und standen um 18:30 vor dem Theater, an dem wir beinahe vorbeigelaufen wären, so unscheinbar sah es von aussen aus. Das Theater befindet sich mitten im Montmartre-Künstlerviertel, direkt am Fuss der Sacre Coer - ist also schon eine aussergewöhnlich reizvolle Umgebung, um ein OMD-Konzert zu besuchen
. Jedenfalls hing kein einziges Plakat in der Nähe und noch nicht mal am Theater selbst. Einzig die lange Warteschlange, die sich den Bürgersteig entlangzog, deutete darauf hin, das hier wohl eine Veranstaltung stattfindet. Nachdem wir einige OMD-Shirts entdeckt hatten waren wir dann auch sicher, das hier wohl OMD auftreten werden!
Das Le Trianon ist ein echt hübsches, altes Theater, halbrund und mit Holzbalkonen auf 2 Etagen. Das hatte echt Stil! Jedenfalls hatte ich wirklich das Gefühl, in einem etwas größeren Wohnzimmer zu sitzen. Apropo sitzen: Wir hatten uns für Tickets auf einem der Balkone entschieden, mit Sitzplatz, was sehr angenehm war (wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten...). In Deutschland hätten sie das Ding aber schon längst wegen Sicherheitsmängeln geschlossen, da die Brüstung gerade mal bis unterhalb der Knie ging. Runtergefallen ist jedenfalls niemand...
Die Vorband WAITING FOR WORDS machte ihre Sache gut, spielte durchaus hörbaren Sythiepop und kam bei den Leuten sehr gut an. Am besten gefiel mir ihre Coverversion von H 17's "Let Me Go", da kam schon ein starkes 80's-Feeling bei mir auf.
Dann kamen OMD und "rockten" sofort den Saal! Das Publikum ging vom ersten Ton an sofort enthusiastisch mit, was mich echt erstaunte, da ich der Meinung war, dass das französische Publikum doch eher etwas verhalten wäre - aber Pustekuchen! Der Sound kam in dem Theater super brilliant aus den Boxen, absolut kein Vergleich zu irgendwelchen "zweckmäßigen" Betonhallen. Es war zwar wie gewohnt sehr laut, aber dennoch glasklar in der Akkustik. OMD spielten spielten sich gewohnt routiniert durch die wirklich perfekte Setlist - für meine Begriffe war da kein Song zuviel oder zuwenig drin. Und man hat's auch wirklich gespürt - die Leute kamen wegen den Hits und nicht wegen möglicher, experimenteller Albumsongs. Da muss ich dem Andy mittlerweile schon beipflichten in seiner Meinung. Man hat's gemerkt, als sie "Night Cafe" und "Kissing The Machine" spielten, da wurde die Stimmung dann doch merklich ruhiger. So richtig flog die Kuh wie gewohnt bei "Maid Of Orleans" mit den mittlerweile obligatorischen Standing-Ovations, aber auch bei "History Of Modern", "Sister Mary" und vor allem bei "Enola Gay", wo es mich dann auch aus meinem gemütlichen Plüschsessel hob - immer die Brüstung im Auge behaltend... Als Zugabe spielten sie dann "Secret" und "Electricity" - einen Song mehr, als sie laut Andy auf Anweisung des Promoters noch spielen durften. Über "Secret" freute ich mich dann natürlich wie Bolle! Um 10:35 Uhr war es dann auch leider schon vorbei.
Am Merchandise-Stand hatte ich mich und Daniela vor dem Konzert noch mit den schwarzen EE-Tourshirts eingedeckt (eins für 25 EUR) und mir das Tourbook (12 EUR) zugelegt. Ach ja... EIN Bier für 7 EURO (!) zusammen mit einer 50 g-Tüte Chips für 2,50 EUR (!) hab ich mir dann luxuriöserweise auch noch geleistet...
Nach dem Konzert standen wir dann so vor dem Theater rum, eine handvoll Fans warteten darauf, das vielleicht noch jemand von der Band rauskam. Vorerst passierte da aber nichts dergleichen, also haben wir erstmal was im direkt angrenzenden Burger-Schuppen gefuttert (würg). Dabei konnte ich beobachten, das die Roadies andauernd von links kommend (also entgegen der Eingangsrichtung des Theaters) die Kisten am Fenster vorbei zu den vor der Halle parkenden beiden Trucks schoben - ich also schlußfolgerte, das es da wohl einen Seiteneingang geben musste. Also sind wir rechterhand in eine Seitenstraße rein (wo sich auch der direkte Aufgang zur Sacre Coer befand, die hell erleuchtet vor uns erstrahlte) und da stand er auch schon - der abgedunkelte, schwarze VW-Van...
Wir warteten ein bisschen und da kam auch schon Malcolm raus, mit dem ich mich ein bisschen unterhalten konnte. Er fragte, was zum Teufel wir hier in Paris machen und wir schnackten noch kurz über seinen an diesem Abend wirklich astreinen Drum-Sound. Dann kam Andy raus, die ca. 10-12 französischen Fans nahmen ihn gleich in Beschlag und er gab ein paar Autogramme und machten Fotos. Ich bin dann auch nur kurz hin um Hallo zu sagen. Andy wirkte etwas gehetzt und ist dann auch ziemlich schnell in den Van rein, wo schon Martin drin saß, der die fixierte Aufmerksamkeit auf Andy geschickt dazu genutzt hatte, unbemerkt im Van zu verschwinden. Paul ließ sich leider nicht blicken, fuhr auch nicht im Van mit. Sind dann wieder zurück ins Hotel gelatscht - nachts um halbeins durch einige äusserst dunkle Gassen von Paris...
Zusammenfassend: Eines der besten OMD-Konzerte, die ich bisher besucht habe!
Ach ja... ein kleiner "Faux Pax" ist mir leider noch passiert. Erst viel später hatte ich feststellen müssen, das ich die ganze Zeit neben Lori/Rockgirl aus Amerika saß... ohne sie wirklich bewusst zu bemerken. Der "All Area"-Bachstagepass, den sie trug, machte mich auch nicht wirklich stutzig. Auch nach dem Konzert, als ich ihr im Foyer eine Weile direkt gegenüber stand und sie sich mit einigen Typen auf englisch unterhielt, hatte ich es nicht geschnallt. Vielleicht lag es an dem schicken Abendkleid, das sie trug...
Hab noch das hier gefilmt - einfach um die super Athmosphäre festzuhalten.