On stage: OMD + Lovers Electric
Datum: 07.06.2007
Ort: Berlin - Zitadelle Spandau
Und plötzlich wieder 12 Jahre alt sein… es kommt irgendwie immer einer kleinen Zeitreise gleich, wenn man die Chance hat, die Helden seiner frühen Jugend endlich einmal live und in Farbe auf der Bühne stehen zu sehen. Nach Billy Idol im letzten Jahr waren in diesem nun OMD an der Reihe. Dem Konzert, was in der Zitatelle bekanntlichermaßen immer unter freiem Himmels stattfindet, sah man aus eben Open AIR Faktor mit einem etwas mulmigem Gefühl entgegen. Bedrohliche schwarze Gewitterwolken verdunkelten den Himmel so dass man sich eigentlich gar nicht mehr ängstlich nach dem „ob“ sondern nur noch resignierend nach dem „wann“ des Beginns des Freiluft-Duschgangs fragte.
Bevor der eigentliche Grund des vor Ort seins die Bühne enterte, waren jedoch erst einmal LOVERS ELECTRIC an der Reihe, das Publikum auf den Hauptact vorzubereiten. Schlecht klang es auf jeden Fall nicht, was das australische Duo hier zu Gehör gab. Ein eine Gitarre, ein kleines Keyboard und ein winziger Roter „Hand-Flügel“ waren die einzigsten Hilfsmittel, die man ausmachen konnte. Ergänzt wurde dieser instrumentelle Minimalismus durch den Wechsel von Edens und Davids Gesang. Süßer, manchmal sehnsuchtsvoller Pop-Rock, der allerdings nie in die Klebrigkeit abdriftete und mit großer Inbrunst von den beiden präsentiert wurde, war in der kommenden halben Stunde zu vernehmen. Songs wie „Honey“ oder „Morning Sun“ wussten in ihrer Simplizität zu überzeugen und somit gab es am Ende auch reichlich Applaus für die quasi „perfekte Vorband“, die auch den Stagehands nicht allzu viel Mühe beim Abbau ihrer Technik bereitet haben dürfte.
Und dann war es soweit. (Imaginärer) Vorhang auf OMD! Lauthalser Jubel brandete los, als das Intro „Architecture & Morality“ erklang, zu dem sich erst der Drummer und der Live-Keyboarder auf ihre Plätze begaben und denen wenig später unter weiter anschwellendem Applaus die Herren Paul Humphreys und Andy McCluskey folgten. Sogleich wurde von Andy in bemerkenswert tollem Deutsch festgestellt, dass es heute keine Kunst geben würde, sondern nur Hits. Sollte uns mehr als Recht sein, denn etwas anderes erwartet der Besucher eines Best Of Konzertes ja eigentlich auch nicht.
„Messages“ folgt auf dem Fuße und neben dem vom einen Ohr bis zum anderen grinsenden Paul Humphreys blickte man von nun an einen mit seiner weißen Gitarre über die Bühne turnenden Andy McCluskey. Die Spielfreude der beiden war also nicht zu übersehen, ja, sie war fast greifbar.
Bei „Forever Live And Die“, welches man auch schon im aktuellen Live-Programm von ONE TWO, Paul’s gemeinsamen Projekt mit Claudia Brücken (PROPAGANDA) hören konnte, gab es einen Wechsel zwischen den beiden Herren. Andy gesellt sich ans Keyboard, während Paul das Mikrophon übernimmt. Nachdem der Rücktausch zum Nachfolger „If You Leave“ dann geschehen war, konnte man gut beobachten, wie gerade Andy immer und immer mehr aus sich herauszugehen schien, mit rudernden, Windmühlenflügel gleichen Armbewegungen über die Bühne sprang und tanzte und nach „Pandoras Box“ völlig atemlos zu wissen gab, dass er wohl schrecklich tanze und auch sehr alt sei, was für allgemeine Erheiterung sorgte. Aber auch wenn die Bewegungen doch zugegebenermaßen manchmal etwas seltsam anmuteten, ist ein Sänger, der für Action auf der Bühne sorgt, doch immer noch viel interessanter anzusehen als einer, der wie festgeklebt auf ein und derselben Stelle herumsteht.
Im Übrigen hatten sich die eingangs erwähnten Gewitterwolken im Laufe des Konzertes nun völlig aufgelöst, irgendwo da oben schien es wohl noch einen großen OMD-Fan zu geben. Nachdem die Dämmerung hereingebrochen war, griff nun auch die phantastische Lichtshow mehr und mehr und „Maid Of Orleans“ erklang aus mystisch blauen Nebelwolken, durch die sich weiße Lichtfinger effektvoll ihren Weg suchten. Im Anschluss an diesem Song brauchte nun auch Andy die erste kleine Erholungspause, nachdem er sich – mittlerweile völlig durchgeschwitzt – hier besonders verausgabt hatte. Etwas atemlos setzte man so zu dem ruhigeren Stück „The Beginning And The End“ an. Doch natürlich blieb es nicht lange so ruhig, bereits ab dem nächsten Song „Dream Of Me“, kam wieder Leben in die Bude und allerorts konnte man im Takt mitwippendes, und –tanzendes Publikum sehen.
„So In Love“ mit Live-Saxophon, “Locomotion” sowie natürlich “Sailing On The Seven Seas” folgen noch und “Enola Gay” beschrieb das Finale der Show... vorerst.
Dass diese riesige Party in die Verlängerung gehen musste, war klar: Nach kurzer Zeit ließen sich OMD wieder auf die Bühne zurückjubeln und „Walking On The Milky Way“ erklingt, zu welchem plötzlich allerorts im Publikum rote Leuchtstäbe im Takt mitgeschwungen wurden. Von der letzten Single ging es weiter zur allerersten: „Electricity“ und seinen endgültigen Abschluss fand das Set mit „Romance Of The Telescope“, wie Andy verriet, dem persönlichen Lieblingssong der Band.
Was für ein grandioses Konzert!
Setlist:
01. Architecture & Morality
02. Messages
03. Tesla Girls
04. Forever Live And Die
05. If You Leave
06. Dreaming
07. Pandora's Box
08. Talking Loud And Clear
09. She's Leaving
10. Souvenir
11. Joan Of Arc
12. Maid Of Orleans
13. The Beginning And The End
14. Dream Of Me
15. So In Love
16. Locomotion
17. Sailing On The Seven Seas
18. Enola Gay
-------
Zugaben
Walking On The Milky Way
Electricity
The Romance Of The Telescope
|