Heute hatte ich die Hardware-Ausgabe von "Dazzle Ships at The Museum Of Liverpool" im Briefkasten, den Download gab's ja bereits vor vier Tagen.
Hier meine Kritik:
Das Büchlein mit Lyrics und kurzen Texten von Andy, Paul und Martin ist nett, auch wenn mich das Design nicht vom Hocker reißt (aber das tat bereits das Cover von "Dazzle Ships" nicht und ist natürlich Geschmacksache). Leider hat die Papphülle unter dem Transport trotz Luftpolsterumschlag deutlich gelitten, ein schönes Dekorationsstück fürs Regal ist die neue Veröffentlichung also nicht. Außerdem sind Papphüllen keine besonders gute Art, CDs und DVDs kratzerfrei aufzubewahren. Ich werde mir also wie schon bei "Live in Berlin" eigene Cover für Plastikhüllen gestalten müssen.
Kommen wir zum Inhalt: Unter "Dazzle Ships live" hatte ich mir eigentlich vorgestellt, dass äquivalent zu den "Architecture & Morality"-Konzerten das komplette Album gespielt wird, wurde aber enttäuscht. Andy erklärt das mit dem Fehlen von Malcolm und der kurzen Vorbereitung, die Paul nicht die Zeit ließ, sämtliche Drum-Tracks neu zu programmieren. Sehr schade. Aufgefüllt wurde das Programm dann mit den üblichen 'Greatest Hits' (*gähn*), worunter leider auch drei Singles der letzten beiden Alben fallen. Diese Stücke sind für mich die Tiefpunkte des Konzerts und völlig unnötig. Ich habe ja Verständnis dafür, wenn Andy sagt, dass OMD in den Konzerten ihre Hit-Singles spielen müssen, weil das Publikum es von ihnen erwartet. Aber 'History of Modern (part I)', 'Sister Marie Says' und 'Metroland' waren keine Hits, sondern einfach nur Single-Flops von zwei ansonsten gar nicht schlechten Platten. Wieder mal sehr schade. Statt des schlagzeuglastigen 'Metroland' ohne Schlagzeuger hätte sich gerade von 'English Electric' manch anderer Song eher angeboten. Und wenn man schon Winston zentral auf der Bühne als Bandmitglied präsentiert, dann hätte man ihn ruhig 'Time Zones' dudeln lassen dürfen. Entschädigt wird man durch die Live-Premieren von '4 Neu' und 'International' sowie das ewig nicht mehr live gespielte 'Genetic Engineering', und damit kommen wir zum Positiven: Die flaggenschwenkende Eröffnung lässt echtes 'Dazzle Ships'-Feeling aufkommen. Die Einlage von Martin am Bass bei 'Julia's Song' macht Laune, ebenso wie das Publikum, das richtig gut drauf ist. Die Location ist einmalig und der Video-Schnitt mit vereinzelten Splitscreen-Effekten gelungen, so dass man sich das Konzert gut mehrmals ansehen kann. Soundtechnisch ist die Veröffentlichung ebenfalls gut. Mir gefällt vor allem das im Gegensatz zu den "normalen" Konzerten weniger aufdringliche Schlagzeug. So sympathisch Malcolm als Mensch auch ist, so wenig ist er nun mal ein filigraner Schlagzeuger, sondern eher ein kraftvoller Drescher, was mich in einigen Konzerten ganz schön genervt hat. Pauls Programmierung passt viel besser zum allgemeinen Bandsound. Optisch ist es allerding gerade bei den Tanznummern wie 'Sailing On The Seven Seas' oder der klassischen "Malcolm-Nummer" 'Romance Of The Telescope' ziemlich merkwürdig, die Band ohne Schlagzeuger zu sehen. Leider gibt es keine Angaben, welche Song-Aufnahme von welchem der beiden Abende stammt, laut PledgeMusic kommen sie aber überwiegend vom zweiten Abend. Andys Stimme habe ich live jedenfalls schon in besserem Zustand gehört und denke, dass 'International' in Zukunft nicht mehr im Programm sein wird: Das Stück wird etwas tiefer gespielt als auf 'Dazzle Ships', weil Andy laut eigener Aussage die hohen Töne live nicht mehr hinbekommt. Dafür ist das Stück jetzt am Anfang zu tief für seine angeschlagene Stimme.
Das Bonusmaterial mit einer kleinen Dokumentation rund um die Entstehung des Konzerts sowie einer halbstündigen Fragerunde nach dem ersten Abend ist informativ - besonders aufregend fand ich Pauls Aussage, dass OMD an neuen Songs arbeiten und es definitiv ein neues Album geben wird, auch wenn der Zeitpunkt noch nicht feststeht. Als besonderes Schmankerl gibt es am Ende der Dokumentation 'Dazzle Ships Part I, IV, V & VI'. Bedauerlicherweise hat es das Stück nicht auf die CD geschafft, ich hätte dafür gern auf den einen oder anderen alten Hit verzichtet. Heute Abend werde ich also die Tonspur der DVD schneiden müssen.
Und zum Schluss noch ein letzter Kritikpunkt: 40 Euro finde ich für eine DVD verdammt teuer, auch wenn man die CD noch mit dazubekommt. Und 34 Euro für die Vinyl-Version mit gerade mal sieben Tracks sind fast schon eine Unverschämtheit. Hat jemand von euch den Wahnsinn perfekt gemacht und ein Winston-Tape für 500 Pfund gekauft?
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