Irgendwo hab ich mal gelesen, das man erstmal über die Jahre aufgestaute "Altlasten" verarbeiten muss, um am Ende seiner kreativen Ader wieder freien Lauf lassen zu können und um Luft für neue Ideen zu bekommen. Ich meine mal, Andy hat das in irgendeinem Interview mal erwähnt.
Für mich beschreibt das ziemlich genau das "HoM"-Album. Stilistisch zwar breit gefächert und nicht uninteressant, mit einigen wirklich guten Songs, aber letztenendes ohne einen roten Faden oder ein nachvollziehbares musikalisches Konzept. Hier wurde eine Spur zu viel an "Altlasten" verwurschtelt, um ein Album zusammen zu bekommen, das alle zufriedenstellen sollte. "If You Want It", "Sometimes" und "Pulse" waren meiner Meinung nach ursprünglich nicht unbedingt für OMD vorgesehen, mit "RFWK", "The Future..." und "Sister Mary" versuchte man irgendwie, den musikalischen Faden der 90er-OMD-Jahre wieder aufzunehmen und ins Jahr 2010 hinüber zu spannen. Jedem Fan und seiner speziellen Vorliebe für eine bestimmte OMD-Dekade wollte man anscheinend versuchen gerecht zu werden - was ja nicht verkehrt sein muss, bei mir aber den Eindruck hinterlässt, das fast jeder Song auf dem Album eine Art "Einzelkämpfer" darstellt - jeder gegen jeden.
Anders das "EE"-Album. Ich finde, hier demonstrieren Andy & Paul eindrucksvoll, das sie sich in den letzten drei Jahren musikalisch wirklich weiterentwickelt und wieder zueinander gefunden haben. Das Album hat einen thematischen Leitfaden, die Songs greifen nahtlos ineinander und klingt wie aus einem Guss. Beide haben für OMD wieder einen zeitgemäßen, aber trotzdem noch den für sie typischen und wiedererkennbaren Sound ausgetüftelt und OMD damit eine weitere Existenzberechtigung verschafft. Mit "Time Burns", "The Great White Silence" und "No Man's Land" (in dieser Reihenfolge) anstelle von "Decimal", "Stay With Me" und "Dresden" hätte es EE so ziemlich in die Nähe der ersten Stelle meiner Lieblings-OMD-Alben geschafft. In dieser Konstellation wäre das dass perfekte Album für mich gewesen - ohne einen einzigen Durchhänger und ohne einzelne Songs überspringen zu müssen.
Also 2:3 für EE